FFBQ

Etwa 10.000 Einwohner Ostholsteins lehnen den Bau der „Festen Fehmarnbeltquerung (FFBQ)“ ab.

Dieser Ablehnung stehen der Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem König­­reich Dänemark vom 03. September 2008, der Wille der Europäischen Kom­mission, die Mehrheit des Bundestages und des dänischen Parlaments und massive Wirt­schaftsinteressen in Deutschland und Skandi­navien entgegen. Man muss daher davon ausgehen, dass die FFBQ gebaut wird, dies könnte allerdings erst in etlichen Jahren geschehen.

Wichtig ist es, zwischen dem Bau des Tunnels, der unter dänischer Verantwortung liegt, und der Schienenanbindung auf deutscher Seite zu unterscheiden.

Der Beginn des Planfeststellungsverfahrens für den Tunnelbau war für  Mitte 2018 geplant. Gerichtliche Verfahren können jetzt von Natur­schutzverbänden wie vor allem BUND und NABU geführt  werden. Ein wichtiges Argument für diese könnte die Verord­nung über die Festsetzung des Naturschutz­gebietes „Fehmarnbelt (NSGFmbV)“ sein, die am 22.09.2017 vom Bundesministe­rium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reak­torsicher­heit erlassen wurde. Diese sieht in §5 u.a. vor, dass die „Errichtung, Unterhaltung und der Betrieb“ des für die FFBQ erforderlichen Tunnels im Fehmarnbelt „vor ihrer Zulassung oder Durchführung auf ihre Verträglichkeit mit dem Schutzzweck nach § 3,3-5“ der NSGFmbV geprüft werden müssen. Diese Bestimmung könnte zu einer erheblichen Erschwerung des Bauvorhabens führen.
Unsere Gemeinde würde von den neu zu bau­enden beiden Gleisen  und dem darauf laufenden Zugverkehr (nach jetzigen Angaben der Deutschen Bahn etwa 50 Güterzüge zuzüglich der Züge des Nah- und des Fernverkehrs pro Tag) betroffen sein. Die neuen Gleise sollen von Scharbeutz bis Haff­­krug  östlich der Autobahn liegen. Welche Auswirkungen sind davon zu erwarten?
  1. Lärm: Die Lärmbelastung für Haffkrug wird erheblich sein. Scharbeutz wird weniger betroffen sein, da die Entfernung der Glei­se vom Ort sich vergrößert und diese dort relativ tief liegen.  In Haffkrug werden die Gleise etwa gleich hoch wie die Auto­bahn, aber sehr viel höher als das Niveau der Bestandsstrecke liegen. Effektiver Schall­schutz wird daher nur möglich sein, wenn die Schallmauern deutlich höher sind als es das derzeitige Gesetz vorsieht. Dies würde natürlich sehr nega­tive Auswirkungen auf das Landschafts­bild haben. Zwar liegt ein Bundes­tagsbeschluss vor, der diese Möglichkeit vorsieht, es ist jedoch fraglich, ob er bei uns angewendet wird. Unsere Bundestagsabgeordneten Gädechens (CDU) und Hagedorn (SPD) haben versichert, sich für die Anwendung einsetzen zu wollen.
  2. Bahnhöfe: Bisher sind nur Haltepunkte geplant, deren Ausgestaltung noch nicht definiert ist. Sie sollen in Scharbeutz im Bereich Bövelsredder und in Haffkrug etwa 250m westlich des bisherigen Bahnhofs liegen. Dort sieht die Planung der DB einen Kreisverkehr für die Anbindung der Bahn­hofstraße, der B76, der K45 und des neuen Bahnhofs vor. Die Kosten für die gesamte Anlage dürften für unsere Gemeinde erheblich sein.
  3. Bestandsstrecke: Berufspendler, Reisende, vor allem aber auch die Tagesgäste der Küstenorte profitieren von der ortsnahen Bestandsstrecke. Bereits vor sechs Jahren hat die Landesverkehrsgesellschaft (heute  Nah-SH) die Strecke befürwortet. Das Gut­achten der Hanseatischen Transport Consultancy im Auftrag des Kreises Ostholstein und der IHK Lübeck von 2015 bestätigt die­se Einschätzung. Gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird schon mittelfristig für unsere Orte von großem Vorteil sein. Es könnte auch geprüft werden, ob nicht die  Haltestellen an den neuen Gleisen zwischen Lübeck und Neustadt entfallen, was zu einer erheb­lichen Kostenreduzierung führen würde.
Inzwischen liegt ein – hauptsächlich vom Wirtschaftsminister Buchholz propagierter – Vorschlag vor, ausgehend von einem ausgebauten Endbahnhof Ratekau, einen Busshuttle auf der dann betonierten Trasse in die Küstenorte fahren zu lassen.
Angesichts
  • der Bau- und Betriebskosten,
  • der wenigen Monate im Jahr, die ein solcher Busverkehr aufrecht erhalten werden könnte,
  • der im Sommer ohnehin schon überlasteten Straßen
  • des desolaten Zustandes des öffentlichen Bussystems in unserer Region scheint uns dieser Vorschlag unrealistisch.
Die Pläne der DB sehen vor, die Bestandsstrecke vollständig zu schließen. Die neuen Bahnhöfe würden soweit von unseren Or­ten entfernt liegen, dass diese fußläufig kaum noch erreicht werden könnten. Diese Pläne widersprechen den im politischen Raum ge­äußerten Meinungen zur zukünftigen Bedeutung des öffentlichen Nahverkehrs.
Die WUB setzt sich für den vollständigen Erhalt der Bestandsstrecke mit halb­stündigem Bahnverkehr zwischen Lübeck und Neustadt ein. Die fußläufige Erreichbarkeit unserer Orte für alle Fahrgäste wäre damit sichergestellt. Ein solches Konzept würde kostengünstig und zukunftsweisend sein. Es ist uns wichtig, darauf hinzuweisen, dass die DB vollständig in Bundesbesitz ist. Somit ist auch politische Einflussnahme möglich. Sie müsste nur erfolgen.

Manfred Herbst, bürgl. Mitglied